Energiewandel statt Energieschock

Wer dieser Tage seine Stromrechnung erhält oder an der Zapfsäule tankt, erlebt ihn – den Energieschock. Dabei droht der wahre Schock erst in einigen Jahren– mit Strom-Blackouts und weitaus massiveren Preisanstiegen.

Atomkraft, Kohle und Öl liefern heute den Löwenanteil des europäischen Stroms. Quellen, die bekanntermassen mit grossen Umweltrisiken verbunden sind – hier das GAU-Risiko, dort der Klimawandel, von der Kohle- und Ölverbrennung befeuert. Angesichts dieser Risiken und negativen Auswirkungen ist nachvollziehbar, dass sowohl Atomenergie wie auch fossile Brennstoffe politisch kaum mehr eine Zukunft haben: Die Schweiz hat sich dafür ausgesprochen, bis ins Jahr 2050 Netto-Null bei den CO2-Emissionen zu erreichen und keine Atomkraftwerke mehr zu betreiben.

Wie aber wollen wir künftig ausreichend Energie bereitstellen, wenn Atomkraft, Kohle und Öl wegfallen? Wasser- und Windenergie werden es schon richten und die drohende Lücke schliessen? Oder wir reduzieren einfach den Energieverbrauch? Beide Ansätze erachte ich als illusorisch, denn ganz abgesehen von enormen politischen Widerständen sind auch diese Ressourcen respektive die dafür verfügbaren Flächen limitiert.

Aus meiner Sicht gibt es nur einen Weg, um unser Energieproblem nachhaltig zu lösen: Wir machen die Sonnenenergie in noch viel grösserem Ausmass nutzbar. Sie ist nicht nur im Übermass verfügbar, sondern auch mehrheitsfähig. Zusammen mit einem gleichzeitigen Ausbau der Energiespeicherung für Spitzenzeiten, Nachtstunden und wolkenreiche Tage hat Sonnenenergie zudem das Potential, die Schweiz energieautark zu machen, unabhängig von ausländischen Öl- und Stromlieferungen. Eine grosse Chance für unser Land!

Problem also gelöst, Energieschock abgewendet? So simpel ist es nicht, denn ein solcher Energiewandel lässt sich nicht von heute auf morgen bewerkstelligen. Es gilt also zügig und zielgerichtet loszulegen! Dafür sind wir alle gefordert, insbesondere die Politik auf allen Ebenen.

Dr. Michael Steiner
Vorsitzender der Geschäftsleitung
acrevis Bank AG
michael.steiner@acrevis.ch