Welchen Einfluss haben Banken auf eine nachhaltige Entwicklung?
Während seit einiger Zeit klar ist, dass CO2-intensive Branchen wie die Industrie «grüner» werden und zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen sollten, werden in jüngster Zeit vermehrt auch Banken betreffend Nachhaltigkeit in die Pflicht genommen. Es stellt sich die Frage nach den Einflussmöglichkeiten von Banken und ihrer Rolle bei der Steuerung von Finanzflüssen.
Nachhaltigkeit im Finanzsektor als Chance
Nachhaltigkeit im Finanzbereich gewinnt national und international an Bedeutung. Der Bundesrat wie auch die Schweizerische Bankiervereinigung möchten diese Chance nutzen und verfolgen dabei zwei Ziele: Einerseits soll die Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Finanzplatzes kontinuierlich verbessert werden und andererseits soll der Finanzsektor einen Beitrag zur Nachhaltigkeit im Sinne von globalen und nationalen Zielvereinbarungen leisten können.
Globale und nationale Zielvereinbarungen als Grundlage
Die folgenden Zielvereinbarungen bilden eine wichtige Grundlage für die nachhaltige Entwicklung des Schweizer Finanzplatzes:
- Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinigten Nationen aus dem Jahr 2015 inkl. 17 Ziele (sogenannte Sustainable Development Goals) in den Bereichen Armut, Gesundheit, Geschlechtergleichstellung, friedliche und inklusive Gesellschaften und diverse Umweltziele in den Bereichen Klimawandel, Ökosysteme und Biodiversität.
- Paris Agreement (Übereinkommen von Paris) aus dem Jahr 2017, das die Staatengemeinschaft verpflichtet, den Anstieg der durchschnittlichen Erdtemperatur auf deutlich unter 2 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu halten sowie Anstrengungen zu unternehmen, um den Temperaturanstieg auf 1.5 °C zu begrenzen, die Klimaresilienz zu erhöhen und die Finanzflüsse in Einklang zu bringen mit einer Entwicklung hin zu einer emissionsärmeren Wirtschaft.
- European Commission’s Action Plan on Financing Sustainable Growth aus dem Jahr 2018 ist die Strategie der Europäischen Kommission, um Finanzflüsse und Nachhaltigkeit zu verbinden. Der Plan enthält zehn Massnahmen in den Bereichen Risiko Management, Transparenz, und Steuerung von Finanzflüssen in Richtung einer nachhaltigen Wirtschaft.
- Der Bundesrat hat 2019 angekündigt, bis 2050 das Ziel von Netto-Null-Emissionen anzustreben, wonach nicht mehr Treibhausgase ausgestossen werden dürfen, als durch natürliche und technische Speicher wieder aufgenommen werden können.
Rolle der Finanzmärkte
Wenn es um die Umsetzung dieser Zielvereinbarungen geht, richtet sich die Aufmerksamkeit zunehmend auch auf die Rolle der Finanzmärkte: Können Finanzflüsse so geleitet werden, dass die Wirtschaft insgesamt nachhaltiger wird? Sind Finanzmarktakteure wie beispielsweise Banken dafür verantwortlich Finanzflüsse im Sinne der oben genannten globalen Zielvereinbarungen zu allozieren?
Einflussmöglichkeiten von Banken auf nachhaltige Entwicklung
Obwohl von Banken oder anderen Finanzmarktakteuren nur eine geringe unmittelbare direkte Umweltbelastung ausgeht, können sie durch ihre Beratung und ihre Investitions- und Finanzierungsentscheidungen die Realwirtschaft direkt oder indirekt beeinflussen.
Es gibt insbesondere vier Einflussbereiche:
- Bank als Kreditgeberin: Banken können die Finanzierungskonditionen für Kundinnen und Kunden unterschiedlich ausgestalten. Kredite für nachhaltige Investitionen – beispielsweise in ressourceneffiziente Technologien – können zu attraktiveren Konditionen vergeben werden als Kredite für nicht-nachhaltige Investitionen. ESG-Faktoren – beispielsweise Klimarisiken – können zudem in die Kreditprüfung einfliessen und das Risikoprofil von Unternehmen, die einen Kredit beantragen, beeinflussen. Im Rahmen der Kreditprüfung und der Gestaltung von Finanzierungskonditionen haben Banken folglich eine gewisse Steuerungsmacht. Extremfall: Banken könnten Kredite für nicht nachhaltige Investitionen – beispielsweise für den Bau eines Kohlekraftwerks – nicht gewähren.
- Bank als Investitions- und Anlageberaterin: Banken beraten ihre Kundschaft betreffend Investitionen und Anlagen – beispielsweise in Aktien, Anleihen, Fonds, oder im Rahmen von Vermögensverwaltungs-Mandaten. Kundenberaterinnen und -berater haben die Möglichkeit, ihre Kundschaft auf nachhaltige Anlage-Lösungen aufmerksam zu machen, zu informieren und individuell zu beraten. Die Kundenberaterinnen und -berater spielen folglich eine zentrale Rolle bei der Kommunikation und Vermarktung von nachhaltigen Anlage-Möglichkeiten.
- Bank als Anlegerin: Es gibt Banken (wie auch andere Unternehmungen), die Geld auf eigene Rechnung anlegen. Banken können sich dabei einerseits für nachhaltige Anlagen entscheiden und andererseits über ihre Stimmrechte Einfluss auf die Unternehmen nehmen, in welche sie investiert sind.
- Bank als zukunftsgerichtete Wegbegleiterin: Banken nehmen vermehrt eine beratende und vermittelnde Rolle ein, um ihre Firmenkunden auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft zu begleiten. Einzelne Banken unterstützen Firmenkunden beispielsweise bei der Umstellung von fossilen zu erneuerbaren Energien, bei der Einführung und Einhaltung von Sozialstandards und weiteren Elementen einer nachhaltigen Unternehmensführung.
In Ergänzungen zu diesen Möglichkeiten im Rahmen des Kerngeschäftes können Banken – wie alle anderen Unternehmen und Institutionen – auch ihren Bankbetrieb nachhaltig gestalten und sich wohltätig für die Gesellschaft engagieren.
Wo sind Grenzen?
Es stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, ob und inwieweit Banken über «richtig und falsch» urteilen sollen. Ist es die Aufgabe von Banken zu entscheiden, wohin Finanzflüsse fliessen sollen? Ist es die Aufgabe von Banken zu entscheiden, ob ein bestimmtes Vorhaben nachhaltig ist und ob es umgesetzt werden soll oder nicht? Die acrevis Bank ist der Überzeugung, dass diese urteilende Rolle einerseits dem Staat bzw. Gesetzgeber und andererseits jeder Person individuell überlassen werden sollte. Die Aufgabe von Banken liegt vielmehr darin, innerhalb des rechtlichen Rahmens ihre Kundschaft transparent, kompetent und individuell zu beraten und zukunftsgerichtete nachhaltige Finanzierungs- und Anlage-Lösungen bereitzustellen. Es ist denkbar, dass Banken solche zukunftsgerichteten und nachhaltigen Lösungen proaktiv anbieten und vermarkten.
Wichtig wird zudem sein, dass die Politik einheitliche Standards zur neutralen Bewertung von Nachhaltigkeit und zur Schaffung von Transparenz entwickelt.
Quelle: Bericht des Bundesrates (2020): Nachhaltigkeit im Finanzsektor Schweiz.
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